Wir alle lieben einzigartige, kunstvolle Schriften. Die Sammlungen vieler Designer strotzen nur so vor Statement-Fonts — von retro bis futuristisch, von grungy bis beängstigend elegant, von barock bis bauhausinspiriert. Doch selbst die vielseitigste Schriftsammlung ist ohne ein paar Highlights einfach nicht vollständig. Es gibt bestimmte Schriften, zu denen Designer immer wieder greifen, zum Beispiel die unzähligen Variationen von Helvetica, DIN und natürlich Futura.
Diesen Artikel widmen wir einem der am häufigsten verwendeten Exemplare in den Schriftbibliotheken unserer Kunden. Einer Schrift, die unzählige Logos ziert. Einer Schrift, die heute noch genauso modern aussieht wie bei ihrer Erstveröffentlichung im Jahr 1927: der einzigartigen, grandiosen Futura.
Dabei beschäftigen wir uns mit der Geschichte der Futura, ihrer einzigartigen Schriftanatomie und ihrem Einsatz in Logos und Brandings. Und wir gehen der Frage nach, die sich für viele etablierte, klassische Schriften stellt: Was hält die Zukunft für die Futura bereit?
1924 begann der deutsche Schriftdesigner Paul Renner im Rahmen von „Neues Frankfurt“ (ein Projekt zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, das von vielen renommierten Architekten unterstützt und mitgestaltet wurde), an der Futura zu arbeiten. 1927 wurde sie von der Schriftgießerei Bauer veröffentlicht und als „Schrift unserer Zeit“, aber auch als „Schrift der Zukunft“ vermarktet.
Viele Menschen sehen die klaren Linien der Futura und ordnen sie instinktiv dem Bauhaus-Design zu. Renner selbst war jedoch enger mit der Bewegung der Neuen Typografie verbunden, die dem Bauhaus zeitlich vorausging. Auch wenn sich die beiden Denkschulen durchaus gegenseitig beeinflußt haben, so blieben sie doch deutlich voneinander getrennt.
Während die Futura auf der Weltbühne auf große Resonanz stieß, erfuhr sie in ihrem Heimatland Widerstand. Renner selbst sprach offen über seine Ablehnung der Nazi-Partei, was schließlich zu seiner Verhaftung, Entlassung und vorübergehenden Umsiedlung in die Schweiz führte.
Am Anfang ihrer Machtübernahme lehnten die Nationalsozialisten die modernen, römischen Schriften rigoros ab und bevorzugten stattdessen traditionelle gebrochene Schriften. Aufgrund ihrer klaren, eleganten Anatomie wurde die Futura von den Nazis als Beispiel für „entartete Kunst“ angeführt.
Sie hielten an der antiquierten gebrochenen Schrift fest, während der Rest Europas (einschließlich der besetzten Gebiete) und die Alliierten auf klarere, besser lesbare Schriftarten setzten. 1941 beugte sich die Nazi-Partei schließlich der öffentlichen Meinung (und den Bedenken hinsichtlich der Lesbarkeit) und änderte ihren Kurs grundlegend. Dabei behauptete sie fälschlicherweise, dass die gebrochene Schrift jüdische Wurzeln habe und verboten sie. Damit setzten sie ein klares Zeichen, dass die Typografie im römischen Stil in Deutschland die neue Norm werden sollte. Doch für die Nazis war es zu spät, sich die Popularität der Futura zunutze zu machen — sie hatte sich bereits verselbständigt.
Schon kurz nach ihrem Debüt sah die Welt die Futura in Grafiken, Diagrammen, Karten, Comics und in der Printwerbung. Sie war die perfekte schnörkellose Schrift, um Informationen zu präsentieren und Bilder zu unterlegen. Die Futura hat zahllose Nachahmungen hervorgebracht, doch keine davon war so erfolgreich wie das Original. Von Marken bis hin zur bildenden Kunst — die Futura ist seit fast einem Jahrhundert das Arbeitstier unter den Schriften. Sogar auf den Flanken von NASA-Raketen und auf der Tafel, die die Astronauten der Apollo 11 auf dem Mond hinterlassen haben, ist sie zu sehen.
Ja, Sie haben richtig gelesen. Die Futura hat es bis auf den Mond geschafft. Schwer vorstellbar, dass Josef Renner das je hat kommen sehen.
Auch Krankenhäuser, Hotels, Banken, Buchverlage, ein gewisser schwedischer Möbelhersteller und ein gewisser schwedischer Wodka haben sie verwendet. Hier sind fünfzehn der bekanntesten Logos mit Futura.
Die Beliebtheit, die Futura in der Werbung genießt, hat zeitweise zu einer gewissen Übersättigung geführt. Einige Kritiker haben sich in dieser Zeit gegen die Schrift ausgesprochen. 1992 rief eine Gruppe von Art Directors in einer ganzseitigen Anzeige sogar zum Designboykott der Futura Extra Bold Condensed auf. Dennoch: Niemand hätte sich vorstellen können, wie vielseitig die Futura wirklich ist. Die kommerzielle Übersättigung hatte zur Folge, dass die Kultschrift sich zu neuen Ufern aufmachte: Kunst und Sozialkommentar.
Feministische Künstlerinnen wie Jenny Holzer, die Guerilla Girls und vor allem Barbara Krüger haben die Futura in ihren Werken eingesetzt. Nachdem die Werbeindustrie Frauen jahrzehntelang vorgeschrieben hatte, wie sie auszusehen, sich zu fühlen und einzukaufen haben, nutzen diese Künstlerinnen sie für ihre Sache und schufen kraftvolle Kunst, die zum Nachdenken anregt. Seitdem haben unzählige Künstler die Futura für sich entdeckt, darunter Shepard Fairey.
Es lässt sich nicht leugnen: Die Futura sieht einfach gut aus. Doch warum genau ist das so? Die Anatomie der Futura verrät, warum sie ästhetisch so ansprechend ist, ganz gleich, in welchem Jahrzehnt oder Projekt sie zum Einsatz kommt. Die Futura ist eine serifenlose, geometrische Schrift mit kontrastarmen, gleichmäßig breiten Linien.
Sans-Serif-Schriften (auch als serifenlose Schriften bezeichnet) haben in der Regel ein klareres, moderneres Aussehen und eignen sich eher für Statement-Text (Logos, Überschriften, Titel) als für Fließtext. Bei der Futura ist dies jedoch nicht unbedingt der Fall. Unsere Freunde von Type365 würden sagen: „Die mäßig niedrige x-Höhe der Futura eignet sich gut für die Verwendung im Fließtext ... Futura sieht im Fließtext einfach gut aus.“
Die Futura eignet sich aufgrund ihrer hervorragenden Lesbarkeit sehr gut für das App- und Web-Design. Allerdings wird ihr Potenzial nicht immer voll ausgeschöpft. Da sie weithin als schön und gut lesbar gilt, verzichten manche Designer darauf, die Futura durch zusätzlichen Aufwand in digitalen Projekten richtig zur Geltung zu bringen. Wir waren begeistert, als Florian Gaefke einen Leitfaden für die Verwendung der Futura im UI-Design entwickelt hat, um Kreativen zum Erfolg zu verhelfen.
Die Futura gibt es seit mehr als neun Jahrzehnten — und sie ist gekommen, um zu bleiben. Die schlichte, moderne Ästhetik, die Renner in den 1920er Jahren geprägt hat, hat sich bis heute bewährt. Dank ihrer Vielseitigkeit ziert die Futura Plakatwände, Kunstwerke, Raketen und sogar Einbände von YA-Büchern und sie wird auch weiterhin häufig und gern zur Anwendung kommen. Obwohl sie bereits 1927 veröffentlicht wurde, fühlt sich die Futura noch immer wie „die Schrift unserer Zeit“ und sogar „die Schrift der Zukunft“ an. Es würde uns nicht überraschen, wenn die Futura noch ein weiteres Jahrhundert lang das Grafikdesign dominiert.
Haben Sie die Futura schon einmal in einem Projekt verwendet? Da es zahlreiche Versionen der Futura gibt, ist es mitunter recht schwierig, die Übersicht zu behalten. Dies ist besonders dann der Fall, wenn Sie verschiedene Versionen in mehreren Projekten oder für mehrere Kunden nutzen. Font-Management-Software erleichtert professionellen Designern das Organisieren, Aktivieren und Finden der richtigen Schriften für das jeweilige Projekt.
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